Samstag, 12. November 2022

Vom Nutzen und Nachteil unserer Grundgefühle

Was uns antreibt?

Angst vor Einsamkeit.

Deshalb tummeln wir uns in „sozialen“ Medien, schreiben Profile in Dating-Apps, schreien im Stadion gemeinsam den Gegner nieder…

Angst vor Bedeutungslosigkeit.

Deshalb werden wir laut, nehmen extremere Meinungen an, um nicht in der Masse unterzugehen. Deshalb führen wir junge Menschen in einen Krieg…

Angst vor Veränderung.

Deshalb erzählen wir von der „guten, alten Zeit“, wehren uns gegen moderne Kleidung, Musik und Kunst. Deshalb verteufeln wir Menschen, die „anders“ sind, weigern uns, zu gendern oder ein drittes Klo zu bauen…

Angst vor Armut.

Deshalb soll alles billig bleiben, unsere Löhne sollen steigen. Deshalb sollen nicht zu viele Menschen von unserem Wohlstand abbekommen…

Angst vor dem Tod.

Deshalb erschaffen wir Medikamente, die uns länger leben lassen, merzen Krankheiten aus. Deshalb „muss niemand mehr ein behindertes Kind bekommen“…

Treibt uns die Angst an? Oder treibt sie uns vor sich her?

 

Was noch in uns steckt?

Liebe zu uns selbst.

Deshalb treiben wir Sport, gönnen uns Auszeiten und gutes Essen, arbeiten nicht zu viel, schminken uns, ziehen uns bequem an, schlafen ausreichend… Deshalb werden wir innovativ, erfinden Dinge und tragen uns damit in die Geschichtsbücher ein…

Liebe zu dem, was wir tun.

Deshalb freuen wir uns, sinnvolle Arbeiten zu verrichten, etwas zu bewirken, Menschen zu helfen, Probleme zu lösen…

Liebe zu den Mitmenschen.

Deshalb werden junge Menschen nicht in den Tod geschickt…

Liebe zur Natur.

Deshalb genießen wir Meere, Seen, Berge, Felder, Blumenwiesen, Vogelgezwitscher, herumtollende Hunde… Deshalb freuen wir uns über neue Stromquellen, neue Antriebsformen, ökologische Landwirtschaft…

Liebe zu unseren Kindern.

                Deshalb tun wir etwas für die Zukunft, schonen die Umwelt, achten auf Nachhaltigkeit…

 

Lasst uns nutzen, was in uns steckt, und uns nicht von der Angst treiben!

Sonntag, 30. Januar 2022

Was ist nur los?

 

Der Blick in die Welt lässt Sie auch grauen? Ihre Situation lässt Sie völlig verzweifeln? Sie können nicht mehr? Sie wollen sich das ewig Gleiche nicht mehr anhören? Sie wollen alles verändern, in den Sack hauen, oder gleich die Weltrevolution? Eigentlich sind Sie dafür aber zu erschöpft, zu klein, zu arm, zu schwach oder sogar überqualifiziert? Dann gehen Sie mit uns…

Auf solche Anzeigen warte ich momentan täglich. Wahlweise dürfen wir auf den Mars, zur Bundeswehr, in eine Sekte, in eine Partei oder zu einem Spaziergang kommen. Ob die Werbung in einer Zeitung oder in den „sozialen“ Medien zuerst verbreitet wird, ist das, was mich noch überraschen könnte. Der Bullshit, von dem wir vollgemüllt werden, wird immer mehr, immer krasser.

Und er kommt näher.

Menschen, von denen wir es nie gedacht hätten, nehmen Sätze in den Mund, von denen wir gedacht hätte, niemand könnte je auf die Idee kommen, sie zu sagen.

Aktuelle politische und soziale Entwicklungen werden mit Diktaturen und sogar konkret mit der Nazi-Terror-Herrschaft gleichgesetzt, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, was das für die wirklichen Opfer zu bedeuten hat.

Ganz in unserer Nähe entstehen Szenarien, die einen Krieg befürchten lassen. Einen KRIEG. In unserer Nähe!

Nicht, dass jemand aus dieser Region abhauen will. Und dann die bösen Menschen irgendwo in Amerika oder Australien uns nicht reinlassen. Obwohl wir doch nur ein sichereres Leben wollen.

Aber wir sollen ja nicht von uns auf andere schließen…

Was ist nur los mit der Welt?

Der ganz normale Wahnsinn? War es immer so und wir kriegen es nur jetzt eher mit? Überhaupt mit? Ständig mit?

Ich wäre gerne mal ohne.

Denn was ist los mit mir? Was macht das alles mit mir?

Auch ich werde radikaler. Radikaler kein-Palmfett-Käufer. Radikaler Bio-Fleisch-Esser. Radikaler nicht-Auto-Fahrer. Radikaler Strom-Sparer.

Wo ich noch schlecht bin, ist Wasser-Sparen, aber ich arbeite daran…

Mindestens zwei Schreib-Projekte liegen rum und kommen nicht weiter. Mein Kopf ist voll von Gedanken, aber sie zu fassen wird schwierig. Ich bin müde. Körperlich. Geistig will ich machen, machen, machen.

Spazieren-Gehen hilft. Maximal zu zweit!

Meine Träume werden auch radikaler.

Autark lebender Autor auf einer Hallig.

Mehr muss ich nicht sagen. Einsamkeit, Ruhe, Selbstständigkeit, „Leck mich, Welt“ steht auf meiner Fußmatte.

Kann ich nicht endlich bei der Aktion Mensch gewinnen? Oder doch 100.000 Menschen dazu bringen, alle meine Bücher zu kaufen?

Also los, Welt, tu was für mich! Sonst muss ich mich doch tatsächlich aufraffen und selbst was machen. Den Arsch hochkriegen. Schreiben. Werben. Machen.

Dafür bin ich aber eigentlich zu müde…

Mittwoch, 24. März 2021

Jahrestage

 

Vor ungefähr einem Jahr habe ich hier den bisher letzten Beitrag veröffentlicht. Grund genug, mal wieder was zu schreiben. Also hier…

Unser Jahr hat Struktur dadurch, dass wir Jahrestage haben. So können wir uns von Fest zu Fest hangeln, wir wissen dann, wie viel Zeit vergeht und was so ansteht. Ohne Feier- und Gedenktage wäre das Jahr ein einziges Chaos: Wir wüssten nicht, wann es schneien soll, wenn nicht Weihnachten wäre. Gelbe Blumen müssen im Frühjahr blühen, damit sie nicht namenlos dastehen, muss es Ostern geben. Ohne eine jährliche Sause zum Geburtstag wüssten wir gar nicht, wie alt und schlecht wir uns zu fühlen haben!

Auch Katastrophen haben ihre Jahrestage. Beginn und Ende von Kriegen, Ermordungen von wichtigen Menschen, Todestage allgemein. Ohne diese Tage wiederum wüssten wir nicht, wie gut es uns heute, in diesem Moment geht.

Momentan ist der Jahrestag „Corona-Anfang“ in aller Munde. Vielleicht hätte er zur allgemeinen Erheiterung auch „Wuhanien“ oder für Europa „Ischglien“ genannt werden können. Klingt doch direkt freundlicher.

Dank dieser Erinnerung wissen wir, wie lange es uns schon schlecht geht. Oder wie lange wir schon dies oder jenes nicht mehr dürfen.

Keiner kann sich erinnern, wie viele Taschentücher durchweint wurden, wie viel Klopapier gehortet, wie viel Brot gebacken und wie viele Beschwerdebriefe an den zuständigen Verwaltungsrat geschrieben wurden. Also als Tweet, oder als Facebook-Kommentar – Hauptsache kurz und schmerzvoll.

Die Demonstrationen sind noch nicht ganz so alt wie Corona. Offensichtlich haben alle anfangs gedacht, dass wir das schneller hinkriegen. Dass das Virus schneller besiegt ist. Dass wir schneller wieder ein normales Leben führen werden.

Was auch immer das heißen mag…

Womit offenbar keiner gerechnet hat: Das Virus interessiert sich nicht für unsere Wünsche! Es handelt total egoistisch und kümmert sich einen Sch*!?dreck um andere. Das Virus ist ein Arschloch!

HUCH!

Völlig unerwartet müssen wir selbst was tun, damit alles wieder etwas normaler wird. Wir müssen uns zusammenreißen, wir müssen uns entsprechend angemessen verhalten.

Wir haben die Macht!

Womit wir beim Problem wären: Wenn wir alle die Macht haben, kann es ja nur schief gehen. Dass nicht jede*r auf die Politiker*innen hört, ist ja schon länger bekannt. Teilweise auch ok, wie ich finde. Aber dass viele einfach nicht auf die Wissenschaftler*innen hören… wollen… schockiert mich echt.

Auf wen oder was denn sonst?

Das „Land der Dichter und Denker“ beschränkt (!) sich selbst mittlerweile auf den ersten Teil. Dichter gibt es immer mehr. Und dichter werden die auch immer mehr. Dichter im Horizont, dichter in ihren Ansichten, dichter offenbar auch durch Drogenkonsum.

Was den Jahrestag angeht, kann ich nur sagen: Hab ich doch gesagt!

Vor einem Jahr habe ich gesagt, das sinnvollste wäre, wenn jetzt alle einfach mal 4 Wochen zu Hause bleiben würden. Dann wäre das Virus abgezogen, frustriert, keinen Bock mehr, „lass mal Ratten nehmen“.

Aber keine*r hat sich getraut, das vorzuschlagen. Und jetzt?

Viel ziehen durch die Gegend. Frustriert, keinen Bock mehr, „lass mal Parteien gründen“.

Ich bin gespannt, wie dieser Jahrestag das Jahr strukturiert. Wird es irgendwann ein Tag, um Kränze niederzulegen? Wird es ein Tag, sich zu freuen? Oder wird es ein Tag, wo irgendwann gesagt wird: „Och, Corona, weißt Du noch? Dieses harmlose kleine Virus damals… so Dörte-Michael, Anzug an, Desinfektionsdusche und auf zum Holodeck-Kindergarten!“

Insofern: Einen schönes Ischgelien!