Feste feiern
Momentan ist vor der Haustür ein großes Volksfest. In 19
Tagen Fest werden ungefähr 2 Millionen Menschen als Besucher erwartet.
Wahnsinn.
Für mich sind das kaum vorstellbare Zahlen. Zwar wünsche ich
mir immer so viele Leser, aber als Besucherzahl eines Volksfestes kann ich mir
das nicht vorstellen.
Das Fest ist schön. Und voll. Am besten ist es da immer,
sich einen strategisch günstigen Platz zu suchen, um die Massen an sich vorbei
ziehen zu lassen. Einfach beobachten, was da so läuft.
Da gibt es ganz unterschiedliche Menschen. Typ A ist da, um
Spaß zu haben. Wie genau dieser Spaß aussieht ist in zu viele Unterkategorien
aufgeteilt, als dass ich das hier ausführen wollte, aber Typ A hat Spaß. Ob Typ
A am nächsten Morgen noch Spaß hat, ist eine weitere, unbeantwortbare Frage.
Typ B ist da, um gesehen zu werden. Auffällige Kleidung oder kaum Kleidung,
ausgeprägter Bizeps, offensichtliche Tattoos, extrovertiertes Verhalten – da
bleibt kein Auge verschont oder trocken. Typ C ist eher da, um zu sehen. So wie
ich. Eher ruhig am Rande des Geschehens, ein kleines Grüppchen Menschen, das
sich einigermaßen ruhig unterhält und beobachtet.
Typ A und B sind also die Würze des Festes, denn nur durch
sie kann Typ C überhaupt existieren.
Wenn ich mir morgens die Wege, Plätze und Rasenflächen um das Fest herum anschaue, werden auch die Besuchermassen für mich vorstellbar. Müll, wo man nur hinsieht. Flaschen, Verpackungen von Essen, Zigarettenschachteln. Alles, was keinen Pfand kostete.
Und die Pflanzenwelt freut sich auch über das Fest – so gut gedüngt wurden sie schon lange nicht mehr. Immerhin kosten die öffentlichen Toiletten ja was...
Auf dem Fest gibt es natürlich ziemlich viel Essen und
Trinken zu erwerben. Das Angebot geht von Currywurst und Bier über alle Sorten
Crêpes und Cocktails, vegane Speisen und Bionade hin zu Scampi mit Champagner.
Auch hier gilt: genau beobachten und bei Bedarf gezielt zugreifen. Natürlich
greift man auch da manchmal daneben – aber das gehört nun mal zum Leben.
Die musikalische Untermalung des Ganzen setzt dann allem
noch ein kleines Krönchen auf. Auch hier gilt: Variabilität auf der einen
Seite, Toleranz auf der anderen. Von den schlimmsten Ballermann-Mitgröl-Hits
über Shanty-Chöre hin zu Rock-Klassikern ist außer Klassik alles vertreten.
Auch da rollt die eine oder andere Träne aus dem ein oder anderen Grund.
Insgesamt finde ich solche Feste toll: Es kommen mal neue
Menschen in die Stadt. Die meisten sind sogar fröhlich. Auf jeden Fall sind sie
Beobachtens wert. Die Stadt zeigt sich weltoffen und fröhlich. Es gibt immer einen Grund, spazieren zu gehen –
entweder zum Fest oder so weit wie möglich davon weg.
Genießen wir also die Zeiten, in denen gefeiert werden kann,
so wie wir jeden Tag unseres Lebens genießen sollten.
Wir müssen die Feste feiern, wie sie fallen. Und nicht
fallen, weil wir feste feiern.
Ja! So habe ich es auch erlebt
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