Früher war alles einfacher: Der Mann war der Chef, alle
anderen machten, was befohlen wurde. Egal, ob Frau oder Kind oder beides.
Schon im letzten Jahrhundert änderte sich die Situation in
Deutschland. Die Gleichberechtigung bahnte sich ihren Weg, Männer durften jetzt
auch lange Haare und bunte Klamotten tragen. Die Grenzen zwischen den
Geschlechtern verschwommen, sodass neue dazu kommen mussten. Geschlechter,
nicht Grenzen.
Klingt doch super!
Leider ging die Entwicklung vielen zu schnell. Anderen zu
langsam. So entstand der Wunsch alles viel schneller zu regeln. In die eine
oder andere Richtung.
Die, die zuvor weniger Rechte hatten, wollte schnell zu mehr
Rechten kommen. Die, die zuvor an der Macht waren, wollten dort bleiben oder
schnell wieder an die Macht kommen.
So wurde übrigens auch die Spülmaschine von einer Frau
erfunden, die nicht wollte, dass ihr Mann im Haushalt die Macht übernahm…
Auch die Beziehung von Paaren änderte sich langsam. Vieles,
was früher ok war, ist es heute nicht mehr. Das ist auch gut so!
Anderes, was früher undenkbar gewesen wäre, ist heute
scheinbar normal. Vieles verändert sich immer weiter.
Die Genetik lässt sich leider nicht so leicht verändern. Da
sind wir langsamer als alle anderen Lebewesen auf diesem (und anderen?)
Planeten. Da müssen wir deutlich machen, was uns unterscheidet. Das nimmt der
Mensch gerne in die eigene Hand.
Der junge Mann von heute zeigt dies zum Beispiel durch seine
Kleidung: Während er von seinem Weibchen erwartet, dass es sich schminkt, die
Fingernägel macht und nuttig aussieht, läuft der Kerl herum, als sei er grad
aus dem Bett gefallen. Aber mit teuren Schlafklamotten.
An dieser Stelle zeigt sich die Abgrenzung zur Tierwelt, in
der die Männchen die Hübscheren sind.
Das Dominanzverhalten der Männchen ähnelt sich aber
weiterhin. Während die Weibchen klug auszuwählen scheinen, was sie was sagen,
oder wen sie zur Paarung heranziehen, scheint das Männchen wieder die
primitiven Reize zu bevorzugen. Auch in der Sprache äußert sich das, leider lässt
sich das häufig nicht verschriftlichen…
In echten Krisen, also solchen, die über die eigene
Beziehung hinausgehen, zeigt sich beim Männchen ein Dominanzverhalten, das
anderen zeigen soll, wer der Stärkste im Ring ist. Auch hier haben wir dazu
gelernt und greifen nicht mehr auf Handgreiflichkeiten zurück. Meistens. Es
gibt andere Hilfsmittel.
In den USA z. B. greifen Menschen in Krisen gerne zur Waffe
oder zu Twitter.
In Deutschland besinnen wir uns auf Fähigkeiten wie Mimik
und Gestik. Normalerweise ist der Deutsche an sich relativ ausdruckslos. Nur,
wenn etwas nicht stimmt, werden die Gesten größer und die Gesichtsausdrücke
deutlicher.
Momentan ist dieses Verhalten gut am deutschen Mann an der
Kasse im Supermarkt zu beobachten. Alles wird energisch aufs Band geknallt und
auch die Mimik sagt allen nachfolgenden Kunden ganz deutlich vieles.
Ein Gedankenprotokoll: „Heute bin ich dran mit Einkaufen,
dann wird endlich mal das richtige gekauft!“ – „Außerdem ginge es schneller,
wenn die anderen nicht so trödeln würden!“ – „Ja, ich habe das RECHT, so viel
zu kaufen!“ – „An dem Warentrenner siehst Du ja wohl, dass ich nicht ausschließlich
für mich einkaufe!?“ – „Ich bin nun mal der einzige, der stark genug ist, in
dieser Situation aus dem Haus zu gehen!“
Fälschlicherweise werden solche Menschen manchmal als
Arschlöcher angesehen. Hier befinden wir uns übrigens in keiner Männerdomäne
mehr…
Die gute Nachricht: Wir können alle etwas tun!
Nehmen wir sie an, wie sie sind! Ist halt so. Warum
aufregen? Warum ihnen das Gefühl geben, dass sie etwas falsch machen? Warum
nicht ein wenig Entspannung in das Leben von uns allen bringen? Sie können
nichts für ihre Gene. Und da wir ja alle wissen, aus welchen Gründen sich
manche Gene vermischen…
Was eine entspanntere Einstellung für Vorteile hätte?
Die Arschlöcher hätten weniger Angst.
Angst davor, dass ihnen andere was wegnehmen. Zum Beispiel
davor, dass eins der anderen Geschlechter den Beruf auch so gut (oder besser)
kann. Davor, dass ein anderes Geschlecht mir meine Definition von Sexualität
streitig macht – oder sogar meine*n Partner*in…
Und etwas weiter gefasst: Die Arschlöcher hätten weniger
Angst davor, dass dies alles nicht nur für andere Geschlechter, sondern auch
für Menschen aus anderen Ländern gilt. Sie würden die Angst verlieren, dass zu
viele qualifizierte Ausländer*innen ins Land kämen, die ihnen den Arbeitsplatz
streitig machen. Oder ihre*n Partner*in…
Grundsätzlich liegt statistisch gesehen die Angst
grundsätzlich darin begründet, dass mehr Menschen da sind. Denn: Je mehr
Menschen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand netter ist als
ich. Dementsprechend rutsche ich auf dem Arschloch-Index immer weiter Richtung
Arschloch.
Und auch in diesem Punkt scheint die Menschheit lieber das
Heft in der Hand behalten zu wollen und dem natürlichen Lauf der Dinge
vorgreifen zu wollen.
Viele Krisen sind einfach hausgemacht…
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