„Ach wär‘ ich doch nochmal so jung...“, „ich wollt‘ auch
nochmal 20 sein...“, „beschwer‘ Dich nicht – die Schulzeit ist die beste Zeit
des Lebens...“
Hat das nicht jeder von uns schon einmal gehört? Und haben
wir uns nicht alle ziemlich darüber aufgeregt, als wir es gehört haben?
Und haben wir uns, je nachdem, wie alt wir bereits geworden
sind und wie viel Kontakt wir zu jüngeren Menschen haben, ertappt, diese Sätze
selber zu verwenden?
„Damals“, als wir noch Kinder oder Jugendliche waren, waren
Menschen um die 40 eigentlich schon tot. Uralt zumindest. Die Perspektive
ändert sich deutlich.
Unsere Schulzeit war furchtbar: Früh aufstehen, Arbeiten
schreiben, Gedichte auswendig lernen (oder die Weihnachtsgeschichte), Anwesenheitspflicht,
fliegende Kreide oder Schlüsselbunde. So kam es uns damals vor.
Im Nachhinein erinnern wir uns aber vor allem an Freunde treffen,
Schwänzen, Lehrer veräppeln, Klassenfahrten und Parties. Und da „die Jugend von
heute“ dies ja momentan durchleben darf, beneiden wir sie.
Ich nicht.
Ein etwas differenzierterer Blick lässt uns erkennen, unter
welchem Druck die jungen Menschen stehen. Wie belastet sie sind und welchen Stress
sie schon in jungen Jahren erleben – also schon in der „besten Zeit des Lebens“.
Dieser Stress ist zugegebener weise nicht unbedingt dem
Schulsystem geschuldet. Auch wenn die Belastung durch Lernen, Arbeiten etc.
schon hoch ist.
Der größte Stress, der existiert ist der Stress durch die
Umwelt. Die menschliche Umwelt. Familie, Freunde und solche, die für wichtig
gehalten werden. Sogenannte Peer-Groups.
Ziel jedes Menschen ist es, zu einer Gruppe zu gehören. Gruppen
definieren sich über die unterschiedlichsten Dinge: Kleidung, Hobbies,
Vereinszugehörigkeit, Musik und vieles mehr.
Früher konnten wir ohne Probleme einen eigenen Weg gehen. Zwar
wurden wir dafür auch mal belächelt, in extremen Fällen sogar geärgert oder
verprügelt. Aber wir wurden nicht weltweit an den Pranger gestellt,
potenziellen Arbeitgebern als „nicht einstellbar“ vorgeführt und auf ewig mit
Fotos, Aussagen oder dummen Aktionen konfrontiert. Früher wurde auch mal vergessen,
heute nicht.
Kein Wunder, wenn alle gleich aussehen oder die gleiche
Musik hören: Wer anders ist, wird erkannt, bekannt und im Zweifel auf einem virtuellen
(?) Scheiterhaufen verbrannt.
Ich bin froh, dass ich nicht mehr jung sein muss. Zumindest nach
meinem Ausweis.
Ansonsten gilt: Ich bin so jung, wie ich mich fühle – auf den
ganzen Körper bezogen also zwischen 10 und 90. Macht einen guten Schnitt...
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